Nicht streng, aber konsequent
Ehefrau, Mutter und Großmutter. Sissi Pröll erzählt Geschichten, spricht von Werten und führt durch ihren Garten.
Das Tor zum Brandlhof umrahmt die malerische Kulisse für das Interview. Sattes Wiesengrün und ein ehemaliger Bauernhof. „Ich hätte mir früher nie vorstellen können auf dem Land zu wohnen“, erklärt die gebürtige Wienerin. Sie erscheint in einem rosafarbenem Leinenkleid und schwarzer Sonnenbrille. Die Frisur sitzt auch in der glühenden Sommerhitze. In dieser Umgebung lässt es sich leben. Sissi Pröll setzt sich: „Hier bin ich besonders gern.“ Nebenan, in der heutigen Gaststube, wird Brot gebacken. Sie fühlt sich sichtlich wohl.
„Bitte nennen Sie mich Sissi. Elisabeth ist mir völlig fremd.“ Sissi Prölls Mutter war ein großer Fan der früheren Kaiserin von Österreich, daher auch der Name. Selbst sei sie ein Familienmensch im traditionellen Sinn und beschreibt sich als eher konservativ. Trotzdem weiß sie: „Man muss sich der Zeit anpassen. Wenn ich heute jünger wäre, könnte ich mir vorstellen, dass auch der Mann öfter bei den Kindern bleibt.“ Ihre eigenen Werte wolle sie auch ihren Enkelkindern vermitteln. Dazu gehören Selbstvertrauen und Bescheidenheit. Oft befürchte sie, die Enkelkinder würden von der Überfürsorge ihrer Eltern erdrückt werden. „Ich bin nicht streng, aber konsequent.“
Ehefrau und Mutter
Für die Erziehung der eigenen Kinder wäre großteils sie zuständig gewesen, auch wenn ihr Mann, Erwin Pröll bei schulischen Themen mitgeholfen habe. „Aber so Lausbubenstreiche von den Kindern, die hab‘ schon ich selbst bewältigt. Da hat nicht unbedingt der Vater wissen müssen, was passiert ist.“ Da die Vorfälle schon verjährt sind, beginnt sie zu erzählen wie die minderjährigen Kinder mit Freunden damals mit Traktor, Auto oder VW-Bus durch die Gegend gefahren seien und dabei von der Polizei erwischt worden waren. Das Vorkommnis sei mit einer Geldstrafe erledigt gewesen. „Drei Buben kommen halt auf die komischsten Ideen.“ Ihr Mann habe lange nichts davon gewusst, beichtet Sissi Pröll mit einem Schmunzeln im Gesicht, „ich habe ihm erst Jahre später davon erzählt.“
Ein gutes Team, zwei gute Teams
Sissi Pröll und ihr Ehemann Erwin Pröll waren sehr jung, als sie einander kennengelernt haben. „Wir waren von Anfang an ein gutes Team.“ Nächstes Jahr wird Goldene Hochzeit gefeiert. Sie hätten sich immer gemeinsam weiterentwickelt, das mache sie als Ehepaar heute unzertrennlich.
Neben den Enkerln, ihrem Mann und dem Garten, sei Sissi Pröll besonders stolz auf die Arbeit des Vereins. Der Verein unter dem früheren Namen: „Katastrophenhilfe Österreichischer Frauen“ wäre zu Beginn für die Hilfe bei Naturkatastrophen gedacht gewesen. „Der Verein ist schlicht und weg nicht mehr zeitgemäß.“, sagt Sissi Pröll, als sie den Verein 2011 übernommen und umstrukturiert hat. Heute wird im Verein, der seit 2012 den neuen Namen „Hilfe im eigenen Land - Katastrophenhilfe Österreich“ trägt, bei persönlichen Katastrophen geholfen. Dazu gehören unter anderem familiäre Notfälle, finanzielle Schwierigkeiten und Hilfe für Frauen in Not. Das Team besteht aus zehn Mitarbeiterinnen und der Verein finanziert sich vor allem durch Kooperationen und Veranstaltungen wie Versteigerungen. Sissi Pröll ist es ein Anliegen nachhaltig zu helfen.
Hinein in den Garten
„Wollen wir noch in den Garten gehen?“ Der Weg führt an der Kirche vorbei. Da – eine Linde – daneben ein Schild mit dem Namen ihres Ehemanns. Es wirkt, als ob eine Fürstin ihr Hoheitsgebiet begutachtet. Angekommen vor dem Haus der Prölls, blühen Rosen in verschiedenen Farben und Formen. Sissi Pröll kennt fast alle ihre Pflanzen beim Namen. Durch das Gartentor führt der Weg weiter. Blumen, Bäume und ein Schwimmbad. Erwin Pröll bereitet inzwischen den Spritzer. Vorbei an der Himbeerstaude kommt die Warnung: „Die Himbeeren brauchen wir für die Enkerl am Samstag“. „Da ist jetzt die grüne fette Henne“, lenkt Sissi Pröll schnell von den Himbeeren ab. Den Großteil der Gartenarbeit erledige sie selbst, nur bei den schwereren Arbeiten habe sie Hilfe. „Mein Mann und mein Garten sind meine Hobbys. Mein Mann ist aber eindeutig leichter zu pflegen.“, scherzt sie. „Jetzt ist sie wieder in ihrem Element.“, ruft Erwin Pröll von der Terrasse. Wein und Soda stehen bereit – der Spritzer wird serviert.