Stimmen, die zweifeln
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Drei Stockbetten und hellblaue Vorhänge begrüßen mich nun in dem kleinen Schlafsaal, wo zwei Frauen sich im Licht der Nachttischlampen unterhalten.
„We are talking about inner voices”,
sagt die kleine Frau, die in dem Bett über mir untergebracht ist, als ich mich auf meine Matratze setze und meine Sneaker ausziehe.
Die dunkelhaarige Mexikanerin im Stockbett gegenüber nickt und fährt fort, ihre Geschichte zu erzählen.
Dass sie ein Job-Angebot auf den Kapverden bekommen hat. Und dass sie wie dafür gemacht war, mit polnischen Wurzeln und einem Studium der Meeresbiologie. „Ich spreche polnisch und spanisch fließend und sollte dort wissenschaftliche Führungen geben. Es war wie ein Traum.“ Sie sieht uns an. „Und dann war da diese Stimme.“ Wir sind bei der inner voice, von der ich, die gerade erst in die Konversation eingestiegen bin, noch nicht weiß, ob es eine gute oder schlechte Stimme ist.
Dann erzählt die mexikanische Meeresbiologin von den Sorgen, die aufgekommen sind. Was ist, wenn sie nicht gut genug ist? Was, wenn sie das Vokabular nicht schnell genug lernt? „Ich kenne nicht alle relevanten Fachbegriffe auf Polnisch“, sagt sie und zuckt mit den Schultern. Sie hat schließlich den Flug nicht gebucht, der Organisation eine andere Wissenschaftlerin vermittelt und war in Polen geblieben.
Die innere Stimme waren Zweifel.
„Ich denke da immer noch dran“, sagt die Meeresbiologin, lächelt ein wenig traurig. „Sie haben mich dieses Jahr wieder gefragt, aber jetzt mache ich meinen Doktor in Polen. Ich kann da nicht so einfach weg.“
„Mir ist etwas ähnliches passiert“, sagt die Norwegerin im Stockbett über mir. „Als ich neunzehn war, habe ich ein Bild gezeichnet.“ Und dann beginnt sie, ihre Geschichte zu erzählen. Von einer schwarz-weiß Skizze, die sie ihrer Lieblings-Tanzgruppe geschickt hat.
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