EIN COWBOY SATTELT UM
Wer kennt ihn nicht, den Lonesome Cowboy, der schneller zieht als sein Schatten. Im dritten Band der Lucky-Luke-Hommage-Reihe steigt der gezeichnete Westernheld vom Pferd aufs Velo um.
Text: Bruno Angeli
Beim Stichwort Lucky Luke denken viele an ihre Kindheit. Lucky Luke war beste Medizin, wenn es galt, eine Grippe durchzustehen. Lucky Luke machte Spitalaufenthalte erträglich. Der Cowboy gehört zusammen mit Tim und Struppi sowie Asterix und Obelix zu den populärsten Helden des europäischen Comics. Den Lonesome Cowboy gibt es bereits seit mehr als 70 Jahren. So lange schon parodiert die Heldenfigur die Mythen und Legenden des Wilden Westens. Erfunden wurde Lucky Luke von Mau-rice de Bévère, später bekannt als Morris. Wenige Wochen nachdem britische Truppen Brüssel von der deutschen Besatzung befreit hatten, trat Bévère seinen neuen Job als Zeichner in einem Trickfilmstudio an. Bereits mit 20 Jahren träumte er von einem Cowboy und des-sen Begleiter, einem weissen Pferd. 1946 musste das Trickfilmstudio schliessen. Bévère und andere talentierte Zeichner und Autoren fanden aber beim Comicmagazin «Spirou» Unterschlupf. Hier erschien dann auch die erste Episode mit Lucky Luke. Zwei Jahre später übersiedelten Bévère mit seinen Kollegen Jijé und Franquin in die USA. Im Land der unbegrenzten Möglichkeiten wurde aus Lucky Luke der Cowboy, wie wir ihn heute kennen. Die vielen Eindrücke, die Morris vor Ort sammelte, flossen in Lucky Lukes Geschichten ein.
HOMMAGE AN DEN COWBOY
HINTERGRUND
Albert Overman und Albert Pope spielen im Comic eine wichtige Rolle. Sie sind Konkurrenten, wobei Pope im Comic auf Hochräder setzt und Overman auf das modernere Velo. Die Figuren basieren auf realen US-Persönlichkeiten um 1890. Pope importierte europäische Hochräder und bemühte sich um US Patente für diese Velos. Fahrradhersteller in den USA mussten ihm etwa zehn US Dollar Lizenzgebühr für jedes gefertigte Velo bezahlen. Die von ihm gefertigte Marke nannte sich «Columbia». Auf der Höhe des Velo-Booms in den USA (um 1895) stellte Pope pro Jahr rund eine Million Velos her. Sein Konkurrent Overman gründete die Overman Wheel Company in Chicopee Falls, Massachusetts. Er produzierte ab 1882 Velos der Marke Victor. 1900 wurde die Veloabteilung jedoch bereits weiterverkauft.
Erschienen in Velojournal 3/2019
Text: Bruno Angeli
Beim Stichwort Lucky Luke denken viele an ihre Kindheit. Lucky Luke war beste Medizin, wenn es galt, eine Grippe durchzustehen. Lucky Luke machte Spitalaufenthalte erträglich. Der Cowboy gehört zusammen mit Tim und Struppi sowie Asterix und Obelix zu den populärsten Helden des europäischen Comics. Den Lonesome Cowboy gibt es bereits seit mehr als 70 Jahren. So lange schon parodiert die Heldenfigur die Mythen und Legenden des Wilden Westens. Erfunden wurde Lucky Luke von Mau-rice de Bévère, später bekannt als Morris. Wenige Wochen nachdem britische Truppen Brüssel von der deutschen Besatzung befreit hatten, trat Bévère seinen neuen Job als Zeichner in einem Trickfilmstudio an. Bereits mit 20 Jahren träumte er von einem Cowboy und des-sen Begleiter, einem weissen Pferd. 1946 musste das Trickfilmstudio schliessen. Bévère und andere talentierte Zeichner und Autoren fanden aber beim Comicmagazin «Spirou» Unterschlupf. Hier erschien dann auch die erste Episode mit Lucky Luke. Zwei Jahre später übersiedelten Bévère mit seinen Kollegen Jijé und Franquin in die USA. Im Land der unbegrenzten Möglichkeiten wurde aus Lucky Luke der Cowboy, wie wir ihn heute kennen. Die vielen Eindrücke, die Morris vor Ort sammelte, flossen in Lucky Lukes Geschichten ein.
HOMMAGE AN DEN COWBOY
Grossen Anteil daran hatte auch Harvey Kurtzman, der Gründer der Zeitschrift «Mad», den Morris in den USA kennen-lernte. Grossen Einfluss auf die Figur Lucky Luke nahm aber auch René Gos-cinny, der Erfinder von Asterix. Er war ab 1955 Textautor und Szenarist von Lucky Luke. Das Gespann Morris/Gos cinny brachte mit «Des rails sur la prairie» seine erste gemeinsame Geschichte heraus. Das Duo realisierte zusammen viele weitere Storys rund um den Lonesome Cowboy. Als Goscinny 1977 starb, ging es mit diversen Autoren weiter. 2001 starb auch Morris. Seit 2003 zeichnet Hervé Darmenton unter dem Pseud-onym Achdé die Cowboy- und Wildwestparodie. 2016 und 2017 erschienen zum 70-Jahr-Jubiläum zwei Hommagen an Lucky Luke. Der Band «Der Mann, der Lucky Luke erschoss» stammt von Matthieu Bonhomme. Der zweite heisst «Jolly Jumper antwortet nicht» und wurde von Guillaume Bouzard realisiert. Die Huldigungen unterscheiden sich stilistisch stark voneinander und auch von der Originalserie.
«FAHRT MEHR FAHRRAD!»
2019 erschien nun ein weiterer Band in dieser Hommage-Reihe. «Lucky Luke sattelt um» stammt vom 42-jährigen deutschen Zeichner Mawil (Markus Witzel). Der Berliner wurde bekannt durch Comics wie «Kinderland», «Wir können ja Freunde bleiben» und dem «Supa-Hasi». Die Story des Comics soll hier nicht nacherzählt werden. Doch wie der Titel bereits verrät: Lucky Luke steigt vom Sattel seines geliebten Pferdes Jolly Jumper auf ein Velo um. Nach anfänglichen Schwierigkeiten und einer schlangenlinienförmig im Wüstensand hinterlassenen Fahrspur kommt der Cowboy bald klar mit seinem neuen Untersatz. Der Comic enthält viele tolle Episoden, in denen sich Velofahrende wiederfinden können. So zum Beispiel jene mit den platten Reifen oder jene, in denen ein Mitarbeiter der Eisenbahn sich mit dem Velotransport schwertut. Mawil kennt sich offensichtlich mit der Problematik aus. Im Gespräch mit dem Redaktions-netzwerk Deutschland antwortete er auf die Frage, was ihn am Velo so fasziniere: «Ich bin der festen Überzeugung, die Welt wäre ein besserer Ort, wenn mehr Menschen Fahrrad fahren würden. Das Fahrrad ist eine der wenigen Menschheitserfindungen, bei denen die Vorteile klar überwiegen. Das ist eine der wenigen Botschaften in meinem ‹Lucky Luke›. Also, Leute, fahrt mehr Fahrrad. Es tut euch und der Umwelt gut!»
HINTERGRUND
Albert Overman und Albert Pope spielen im Comic eine wichtige Rolle. Sie sind Konkurrenten, wobei Pope im Comic auf Hochräder setzt und Overman auf das modernere Velo. Die Figuren basieren auf realen US-Persönlichkeiten um 1890. Pope importierte europäische Hochräder und bemühte sich um US Patente für diese Velos. Fahrradhersteller in den USA mussten ihm etwa zehn US Dollar Lizenzgebühr für jedes gefertigte Velo bezahlen. Die von ihm gefertigte Marke nannte sich «Columbia». Auf der Höhe des Velo-Booms in den USA (um 1895) stellte Pope pro Jahr rund eine Million Velos her. Sein Konkurrent Overman gründete die Overman Wheel Company in Chicopee Falls, Massachusetts. Er produzierte ab 1882 Velos der Marke Victor. 1900 wurde die Veloabteilung jedoch bereits weiterverkauft.
Erschienen in Velojournal 3/2019